Evangelisch
Eisenstadt - Neufeld

Am 1. Adventsonntag, dem 1. Dezember 1935, wurde unsere Evangelische Auferstehungskirche in Eisenstadt unter großer Beteiligung der Gläubigen und auch der Öffentlichkeit – was in Zeiten des „Ständestaates“ eine große Ausnahme war – eingeweiht.

Der Ring ist geschlossen.

Am 1.Adventsonntag fand in der Hauptstadt des Burgenlandes, in Eisenstadt, die Weihe der evangelisch-lutherischen Auferstehungskirche und des damit gleichzeitig erbauten Pfarrhauses statt. Damit hat auch die Hauptstadt des jüngsten österreichischen Bundeslandes eine eigene evangelische Kirche erhalten.
Für die aufstrebende Lutherische Kirche Österreichs, die trotz aller Schwierigkeiten der Zeit, welche in dem von Rom beherrschten Österreich auch von politischer Seite her gemacht werden, einen kaum geahnten Aufschwung nehmen darf, war der 1.Dezember 1935, der Tag der Kirchweihe in Eisenstadt, ein ganz besonderer Festtag.
Von weit und breit eilten die Glaubensbrüder herbei, um miterleben zu können, wie nun auch in Eisenstadt eine evangelisch-lutherische gottesdienstliche Stätte feierlich geweiht wurde. Fünfzig Jahre waren es am 1.März 1935, daß in Eisenstadt sich die Evangelischen zusammenschlossen mit dem Ziel, einst eine Kirche zu errichten …

In der Evangelischen Kirche Österreichs hat man begriffen, welche Bedeutung die Errichtung der neuen Kirche in Eisenstadt hat. Daher die weit über 1000 auswärtigen Gäste aus Nah und Fern, die mit Zügen und Autobussen herbeigeeilt waren, um der Weihe von Kirche, Glocken, Orgel und Pfarrhaus beizuwohnen und den Festprediger Superintendent Heinzelmann, ihren kirchlichen Führer, zu hören. …
(Es folgen die dem Tage zusätzlich Bedeutung verleihenden Teilnehmer und der Hinweis auf die positive Berichterstattung auch in der weltlichen Presse.) …
Der Gemeinde Eisenstadt, die nunmehr ihr kirchliches Heim gefunden hat, sei auch von dieser Stelle gewünscht, dass in ihr sich jenes Psalmwort erfüllen möge, das in der Festpredigt von Superintendent so beredt und eindrucksvoll gedeutet wurde:
„Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen.“

Dr. Bernhard Hans Zimmermann
(Aus: Die Lutherische Diaspora 56/1935, 78-79)

Erlangen

Bernhard Hans Zimmermann hat vom „Gartenhäuschen“ aus – dem späteren Gemeindesaal – den Kirchbau initiiert und vorangetrieben.

„Nach längeren fast ¾jährigen Verhandlungen, die den Verfasser im Auftrag der Gemeinde zweimal nach Budapest führten, gelang es die an die Mozelt’sche Scheune angrenzende Nachbarparzelle Nr. 280 des Eisenstädter Grundbuches von der Eigentümerin der Raab-Oedenburg-Eisenbahn A.G. um den Kaufpreis von Sechstausend Schilling zu erwerben. …

Auf dieser neugekauften Parzelle befanden sich in einem Gartenhaus, das aus zwei Zimmern und einem Vorraum besteht, Kanzleien der Raab-Oedenburg-Ebenfurther Bahnbetriebsleitung. Diese Räume wurden im Juli 1933 zu Zwecken des Pfarramtes adaptiert. Hier in diesem Gartenhaus wohnte zugleich auch der Seelsorger der Gemeinde.

Trotz der Enge der Räume wurden hier vom Sommer 1934 an die meisten Presbytersitzungen, Zusammenkünfte des Frauenvereins und des Jungmännerbundes abgehalten….“

(Bernhard Hans Zimmermann, Festschrift zur Weihe der evangelisch-lutherischen Auferstehungskirche und des neuen Pfarrhauses in Eisenstadt, Burgenland, 1935)

Eine ausführliche Darstellung der Gemeindegeschichte mit allen Literaturangaben findet sich im „Jahrbuch der Geschichte des Protestantismus in Österreich“ (Leipzig) 129/2013: H. Rampler, Eisenstadt / Neufeld an der Leitha – Eine untypische Gemeinde des Burgenlandes. Sie kann als Sonderdruck (pdf) kostenlos beim Verfasser angefordert werden.