Evangelisch
Eisenstadt - Neufeld

Glasfenster der Kirche

Es ist erstaunlich, dass viele Ausstattungsgegenstände der Kirche, wie zum Beispiel der Altar, gespendet wurden. Bei genauerem Hinsehen auf die Fenster sieht man, dass auch sie eine Spende waren, denn die Namen sind am unteren Ende der Rundbogenfenster in Frakturschrift angegeben. Die Gläser selber setzen sich aus vielen regelmäßigen Glasteilen mit Metallstegen dazwischen zusammen und sind in den Farben grün-weiß-gelb gehalten.

 

Die unteren Fenster:

„Gew. v. Sup.kur. Moritz Ratz und Frau, geb. Karner, Rust

(Anm.: Gew. –Gewidmet; Sup.kur. – Superintendentialkurator.

Auch heute ist der Sup.kur. in die Leitung der Diözese eingebunden und genauso wie der Superintendent für die ganze Diözese zuständig.)

 

Die nächsten zwei Fenster wurden von der Familie Nuß gespendet:

„Gew. v. Irma, Helene, Karola und Alice Nuß“

„Gew. v. Karola Nuß 1935“

In der oberen Reihe:

„Gew. v. Verein für Sterbevorsorge für Evangelische“ in Ö.

Dieser Verein warb zur Zeit des Kirchenbaus mit einer Anzeige in der „Festschrift zur Weihe der evangelisch-lutherischen Auferstehungskirche und des neuen Pfarrhauses in Eisenstadt, Burgenland“, die Bernhard H. Zimmermann verfasste. Darin heißt es: „Die Sterbevorsorge für Evangelische in Österreich ist die Sterbekasse aller evangelischen Glaubensangehörigen. – Mit einer Monatsprämie vom 50 Groschen aufwärts kann eine Vorsorge für das Ableben des Einzelnen als auch der Familie geschaffen werden. Volle Haftung durch die Donau Allgemeine Versicherungs A.(Aktien) G.(Gesellschaft)....“

 

„Gew. v. Johann u. Käthe Schmidt, geb. Steiner“

„Gew. v. Architekt Heribert Soche“ – mit zweizeiliger Fortsetzung in Kleinbuchstaben: “dem Erbauer der Kirche und des Pfarrhauses“

(Anm.: Dass Soche mit der Bauausführung der Kirche betraut wurde, war insofern überraschend, als es bereits fünf Offerte gab, die aber als zu hoch eingestuft wurden. Soche, ein evangelischer Wiener Architekt, unterbot die eingelangten Angebote, sodass die Bauvergabe an ihn erfolgte.)

 

„Gew. v. Richard v. Rothermann Senioratskurator“

(Anm.: Die Seniorate waren kleinere Verwaltungseinheiten, die den Bereich des Superintendenten teilten. Mit der Schaffung der Diözesen nach dem Zweiten Weltkrieg verloren sie ihre Bedeutung. Heute gibt es noch den Senior /die Seniorin als Vertreter des Superintendenten, nicht aber einen Senioratskurator.)

Die Familie Rothermann war eine wohlhabende Fabrikantenfamilie in Hirm. Ursprünglich gebürtig aus Hamburg, erbaute Peter Daniel Ritter v. Rothermann gemeinsam mit K. Patzenhofer die erste Zuckerfabrik im Königreich Ungarn, der weitere Fabriken im Komitat Ödenburg folgen sollten. Deren Produkte wurden über Triest in alle Welt vertrieben. Rothermann war überzeugter Protestant und unterstützte sowohl evangelische wie katholische Projekte (seine Frau war katholisch). Auch sein Enkel Richard von Rothermann führte diese protestantische Familientradition fort und engagierte sich in der evangelischen Kirche, wo er zum Senioratskurator gewählt wurde.

 

An der Nordseite der Kirche lauten die Widmungen folgendermaßen:

„Gew. v. Dr. Josef Saatzer“ und „Gew. v. Paul Passo und Frau, geb. Köhler“

 

Man sieht in diesen Fenstern, dass die Bereitschaft von Privatpersonen vorhanden war , den Kirchenbau 1935 großzügig zu unterstützen und die Gemeinde dadurch zu entlasten.

 

Christa Grabenhofer