Liebe Schwestern und Brüder!
Wann können wir endlich wieder Gottesdienst feiern?
Das bewegt uns alle seit vielen Wochen.
Ab 15.Mai ist es wieder „erlaubt“ öffentlich Gottesdienst zu feiern. Aber zunächst mit so vielen Einschränkungen, dass die meisten Gemeinden im Burgenland beschlossen haben, bis Pfingsten zuzuwarten (lesen Sie bitte im Beitrag zum Sonntag Kantate, 10.5., nach: Im Glauben und im Gebet verbunden – für Sonntag Kantate, 10.Mai 2020)
Das Presbyterium unserer Pfarrgemeinde hat in seiner Videokonferenz am 7.5. daher – im Einklang mit den meisten burgenländischen Gemeinden – einstimmig beschlossen,
„dass wir unter den aktuellen Gegebenheiten keine Gottesdienste feiern, aber sobald sich die Situation ändert, dies neu bewerten.“
Wir meinten damals: „Es kann sich täglich etwas ändern (hoffentlich). Wir werden sofort darauf reagieren und Sie auch schnell informieren. Unser erklärtes Ziel ist, möglichst bald wieder gemeinsam Gottesdienst unter halbwegs vernünftigen Rahmenbedingungen zu feiern, die auch auf die Gesundheit der Teilnehmer_innen Rücksicht nehmen.“
Und so war es denn auch in der letzten Woche. Am Dienstag wurde bekanntgegeben, dass die Emporen in die Quadratmeteranzahl mit eingerechnet werden dürfen, was für uns wenig relevant ist, aber für große Gemeinden wie z.B. Markt Allhau einen Riesen-Unterschied ausmacht.
Und mitten hinein in eine informelle Video-Konferenz von Mitgliedern des Presbyteriums kam kurz nach 20.00 Uhr die Meldung des Bischofs, dass die Beschränkung von Gottesdiensten auf 10 Personen im Freien aufgehoben wurde, allerdings immer noch mit zahlreichen Sicherheitsbeschränkungen.
Pfingstrosen vor unserer Kirche am 15.Mai 2020
Nachzulesen unter evang.at, dort auch ständig aktualisierte Antworten auf Fragen zu Corona und Kirche.
Sup. Koch wird übrigens morgen, Samstag, 16.5., in „Burgenland heute“ dazu Stellung nehmen. Das Interview wurde allerdings schon am Dienstag aufgezeichnet, unter ganz anderen Vorzeichen. Er bemüht sich um eine Aktualisierung.
Wir werden am Mittwoch, 20.5., in einer Presbytersitzung die geistlichen und organisatorischen Möglichkeiten besprechen.
Ich rechne aber damit, dass wir – wie in den meisten burgenländischen Gemeinden – mit Pfingstsonntag, 31.5., wieder sowohl in Eisenstadt als auch in Neufeld gemeinsam Gottesdienst feiern können – vielleicht auch im Freien.
Aber bis dahin kann sich immer auch wieder etwas verändern.
Hausandacht für Sonntag 17.5.2020 – Rogate
Eröffnung
Der heutige Sonntag trägt den lateinischen Namen Rogate – das bedeutet: Betet! Unser christliches Gebet steht im Zeichen der Auferstehung und es geschieht im Namen von Jesus Christus. So können wir darauf vertrauen, dass unser Rufen gehört, unsere Klage vernommen, unser Danken und unser Lob angenommen wird. Wir sind zusammen im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Amen.
Musik zum Zuhören und Mitlesen im Gesangbuch
EG 58 Nun lasst uns gehen und treten - interpretiert von Sarah Kaiser
Worte aus Psalm 95
Kommt herzu, lasst uns dem HERRN frohlocken und jauchzen dem Hort unsres Heils!
Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen und mit Psalmen ihm jauchzen!
Denn der HERR ist ein großer Gott und ein großer König über alle Götter.
Denn in seiner Hand sind die Tiefen der Erde,
und die Höhen der Berge sind auch sein.
Denn sein ist das Meer, und er hat's gemacht,
und seine Hände haben das Trockene bereitet.
Kommt, lasst uns anbeten und knien
und niederfallen vor dem HERRN, der uns gemacht hat.
Denn er ist unser Gott und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hand.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Gebet:
Gott, du willst, dass allen Menschen geholfen wird. Du schenkst uns Verbindung mit dir und untereinander. Lass uns diese Verbindung zu dir halten, durch Gebete und Taten, durch unser ganzes Leben. Das bitten wir durch Jesus Christus, unsern Bruder und Herrn. Er lebt und regiert in der Einheit mit dir und dem Hl Geist von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Schriftlesung: aus dem Johannesevangelium, Kap.16
Jesus Christus spricht: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben. Ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten will; denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater. Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. (Johannes 16,23b.26b-28.33)
Gedanken zum Thema „Gottesdienst“
Was bedeutet es für uns als Kirche, als Pfarrgemeinden, Gottesdienst zu feiern? Diese Frage müssen sich Verantwortliche in den Pfarrgemeinden zur Zeit stellen. Egal, ob evangelisch oder katholisch. So viele Details und Vorschriften sind zu beachten – Quadratmeter pro Person, die zur Verfügung stehen müssen, Desinfektions- und Abstandsvorschriften, Mundschutzpflicht, Ordnerdienst und noch einiges mehr...
Regeln fürs Gehen und Treten, fürs Singen und fürs Beten, fürs Sitzen und Stehen, für Drinnen und Draußen. Regeln, die auch oft nicht ganz klar und nicht ganz einfach anzuwenden sind.
Das Zentrale: Gottesdienst bedeutet Gemeinschaft. Jesus war kein Einzelkämpfer.
Ob als Zwölfjähriger im Tempel, ob am See Genezareth, wo er Fischer zu Menschenfischen macht, o bbeim Besuch im Haus des Zachäus, ob im Garten Gethsemane, wo er allein betete und doch das Mittragen der Jünger so sehr braucht, ob als Auferstandener, der durch verschlossene Türen zu den Jüngern kommt - fast immer ist er in Gemeinschaft mit anderen. Und immer führt er Menschen in ein Miteinander, bezieht er Menschen in eine Gemeinschaft, eine Gemeinde ein.
Ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet...
Auch wenn wir in Jesu Namen beten, sagen wir „Vater unser“ und verstehen uns als Teil der großen Menschheitsfamilie - jede und jeder auf dieser Welt ein Kind Gottes.
Der christliche Gottesdienst ist Feier der Gemeinschaft. Das hat seinen Grund in Gott selbst: Unser Gott ist in sich selbst Gemeinschaft. Wenn wir „Gott“ sagen, verstehen wir das Wort im Sinn von Dreieinigkeit: Vater, Sohn, Heiliger Geist – diese drei sind stets zusammen und stehen in einer vollkommenen Gemeinschaft. Und als diese Gemeinschaft sind sie ein einziger Gott des Lebens und der Liebe.
So kompliziert das Nachdenken über die Dreieinigkeit auch sein mag – es bereichert unser Leben, uns Gott als Gemeinschaft vorzustellen. Und es bereichert auch unser Nachdenken über das Menschsein: Wir sind Gottes Ebenbild - immer da, wo wir Gemeinschaft neu probieren und leben.
Für die Entscheidungen der Gemeinden, ob und in welcher For Gottesdienste unter massiven Einschränkungen in Corona-Zeiten angeboten werden, stellt sich die Frage: Wie kann eine Gemeinde eben als Gemeinschaft zusammenkommen, trotz der Einschränkungen? Manche Pfarrgemeinden haben relativ große Kirchen, können die durchschnittliche Zahl ihrer Gottesdienstbesucher unterbringen und fangen an diesem Wochenende an, wieder Gottesdienst in ihrer Kirche zu feiern. Andere Gemeinden - im Burgenland die Mehrzahl - müssen damit rechnen, dass deutlich mehr Leute kommen, als mitfeiern dürfen und dass sie Leute wegschicken müssten. Sie haben sich entschlossen, noch zu warten und weiterhin auf Hausandachten und die Fernseh- und Onlinegottesdienste zu setzten, die ja auch Gemeinschaft stiften.
Unterschiedlich sind die Wege, die wir zur Zeit gehen. Gemeinsam ist uns die Sehnsucht nach gottesdienstlicher Gemeinschzu einer neuen Besinnung darauf, welchen Schatz wir darin haben, als versammelte aft, wie wir sie gewohnt sind – nicht zuletzt auch mit der Feier des Heiligen Abendmahls und dem vertrauten gemeinsamen Singen. Im besten Fall führt diese Zeit der Beschränkungen in Zukunft Gemeinde gemeinsam singen, beten Gottes Wort hören und das Abendmahl feiern zu dürfen.
Schlosskirche Torgau
Auch bei Martin Luther: das „Wir“ - Gottesdienst besteht aus Wort und Antwort, ist Kommunikation, ist Gemeinschaft. Bei der Einweihung der Schlosskirche in Torgau 1526 sagt er: In dieser Kirche soll nichts anderes geschehen, „als dass unser lieber Herr selbst mit uns rede durch sein heiliges Wort und wir umgekehrt mit ihm reden durch unser Gebet und Lobgesang.“
Joachim Grössing
Gebet
Manchmal ist mein Gebet
so wie ein Arm,
den ich nach oben recke,
um dir zu zeigen,
wo ich bin,
inmitten von Milliarden Menschen.
Manchmal ist mein Gebet
so wie ein Ohr,
das auf ein Echo wartet,
auf ein leises Wort,
auf einen Ruf
aus deinem Mund.
Manchmal ist mein Gebet
wie eine Lunge,
die sich dehnt,
um frischen Wind
in mich hineinzuholen -
deinen Hauch.
Manchmal ist mein Gebet
wie eine Hand,
die ich vor meine Augen lege,
um alles abzuschirmen,
was mir den Blick zu dir verstellt.
Manchmal ist mein Gebet
so wie ein Fuß,
der fremden Boden prüft,
ob er noch trägt,
und einen Weg sucht,
Manchmal ist mein Gebet
so wie ein Herz,
das schlägt,
weil ohne seinen Schlag
das Leben nicht mehr weitergeht.
Manchmal ist mein Gebet
nur ein gebeugter Kopf vor dir -
zum Zeichen meiner Not
und meines Dankes an dich.
Einmal wird mein Gebet
so wie ein Auge sein,
das dich erblickt,
wie eine Hand,
die du ergreifst -
das Ende aller Worte. Amen.
(Paul Roth)
Vaterunser: gesprochen oder gesungen
Segen:
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden.
Amen.
Liedvorschlag:
Wenn Ihr mögt, singt gemeinsam das Lied: Lobe den Herren, den mächtigen König, Evangelisches Gesangbuch, Lied 317,1-3+5
Eine gute Version des Liedes mit Begleitung findet Ihr - nach kurzer Werbung - auf YouTube: youtu.be/dMo8yyahcgM
Der Text ist in den Kommentaren eingeblendet.
Die burgenländische Hausandacht wie auch die Familienandacht und die Rätsel für Kinder wurden verfasst von Senior Mag. Joachim Grössing (Mörbisch).
Wir verzichten diesmal auf Hinweise, die Gottesdienste, Andachten, das Mittagsgebet und andere spirituelle Beiträge, die uns in diesen Zeiten begleitet und bereichert haben. Eine Fülle davon finden Sie auf dieser Homepage: Auf dem oberen Balken finden sich unter „Impulse“ alle Beiträge „Im Glauben und im Gebet verbunden“ der letzten Wochen.
Mlg, eine schöne Woche und bleiben Sie behütet, bis wir uns bald wieder ganz offiziell persönlich begegnen können.
Pfr. Herbert Rampler (fast immer erreichbar)
0699/188 77 131